Frei wie der Wind
August 2016 | Bayona - Viana do Costelo (P) - Leixoes (Porto) - Cascais - Oeiras (Lissabon)
Es ist Mittwoch der 27.07. kurz vor acht Uhr und wir fahren aus dem Hafen von Bayona. Das Stück hinaus aus
der Bucht ist mal wieder stürmisch. Der Wind pfeift vom hohen Land in die Bucht. Die See ist kappelig und wir
denken kurz an zurückfahren, sind dann aber schon fast draußen und fahren weiter. Wir setzen die Fok und
fallen auf einen Raumschots-Kurs ab. Vor den meisten Buchten liegen Steinhaufen, die umschifft werden
müssen, wie hier auch. Dann heißt es Kurs Süd bei N4 und Böen bis 28kn natürlich hat´s dann auch eine
ordentliche Welle. Wir machen aber gut Fahrt mit durchschnittlich 6kn.
Heute sehen wir keinen einzigen Segler nur 2 Motorboote, die gegen
die Welle stampfen. Der Plan
war eigentlich bis nach Porto zu
fahren, wir entscheiden uns
aber nach knapp 40sm nach
Viana do Castelo, dem ersten
Hafen in Portugal, abzubiegen.
Der Wind ist schon stark und
böig und erfahrungsgemäß
nimmt der Wind zum
Nachmittag zu. Die Einfahrt ist
problemlos, je weiter wir den Fluss hineinfahren, umso weniger Wind
geht. Wir machen am Warteponton vor der Marina fest, erledigen die,
wie in Spanien, bürokratische Anmeldung und nehmen uns für den
Abend vor, hinauf zu der Basilika zu laufen. Jetzt ist es noch viel zu
warm. Man kann nicht glauben, dass draußen so ruppige Bedingungen
sind, hier im Ort bekommt man davon nichts mit.
Wir besteigen den Berg über einen angelegten Treppenweg und
genießen die tolle Aussicht. Auch die Altstadt ist wunderschön, was man
beim Reinfahren nicht ahnen konnte. Um 23 Uhr sind wir müde und
gehen ins Bett, da geht der Rummel in der Stadt erst richtig los. Nebenan im Park spielt eine Band, gefühlt bis
es wieder hell wird, auf. Wir liegen direkt an der vielbefahrenen Auto- und Eisenbahnbrücke, jedoch fahren in
der Nacht keine Züge.
Am nächsten Tag geht es nach einem gemütlichen Frühstück mit NW4 und weniger Welle Richtung Porto, der
Wind nimmt ab und um halb 6 legen wir in Leixoes an. Der Hafen liegt nördlich von Porto an der Meerseite,
nicht im Fluss Rio Douro. Schön ist sie nicht aber unschlagbar billig. Hier
treffen wir auch 2 deutsche Boote wieder, die wir schon länger nicht mehr
gesehen haben. Es werden die Erlebnisse und Erfahrungen ausgetauscht.
Am Sonntag wollen wir nach Porto fahren. Direkt bei der Marina gibt es
eine Bushaltestelle. Top, denken wir
uns und sitzen 10 min. bevor der
Bus kommt im Bushaltehäuschen.
Wir lernen, dass die reine
Anwesenheit an der Bushaltestelle
für den Busfahrer kein Anlass ist,
zu halten. Hier in Portugal muss
man aktiv werden! Ein ältere
Frau, die neben mir sitzt, hat uns
wohl als Touristen erkannt und fragt uns, ob wir mit der Linie 507 nach
Porto fahren wollen. Wir bejaen und schon springt die Dame auf und
winkt in letzter Sekunde den Bus der Linie 507 heran. Der hält, wir sind
glücklich und bedanken uns bei der netten Damen für ihren Einsatz. Wir
schauen uns Porto an,
natürlich darf die Brücke
Maria-Pia nicht fehlen und einen Portwein muss man auch
trinken?! Die restlichen Tage verbringen wir mit Boot putzen,
Einkaufen, an den Strand gehen, Mittagschlaf machen und
überlegen wie die nächste Etappe aussehen soll. Entweder einen
langen Schlag von ca. 170 sm direkt nach Lissabon oder über 4
kleine Etappen mit 2 kleinen eventuell bei Schwell auch
gefährlichen oder sogar geschlossenen Häfen. Da uns die Welle
nervt, wollen wir so schnell wie möglich Richtung Algarve also
entscheiden wir uns für den langen Schlag. Am Mittwoch den
03.08. geht´s um 09:00 Uhr los, der Wetterbericht hat für heute
um die 15kn und für morgen etwas weniger gemeldet. Da aus
unserer Erfahrung meistens etwas mehr Wind weht, denke
wir, das passt. Am ersten Tag geht´s gut voran. Wir bauen die
Kuchenbude auf, da es relativ kalt ist und in der Nacht ist es
auch angenehmer etwas geschützt zu sitzen.
Wir bringen die Zeit rum mit Fischen (haben nicht´s gefangen
und der Köder ist weg), Lesen, Essen. Dann geht´s in die
Nacht. Ich leg mich hin, um später Hermann abzulösen. Es ist
ein angenehmes Fahren bei NW3, die Welle geht. Wir sehen
einige große Schiffe, die weiter draußen fahren, ansonsten ist
nicht viel los. Zweimal müssen wir Fischern ausweichen. Der
eine Trawlert, der andere ist wohl gerade nicht im
Steuerstand und sieht uns nicht kommen. Um ca. 3 Uhr
besuchen uns 2 Delfine. Hier fluoresziert das Wasser der
Welle, die vom Schiff weggeschoben wird. Und auf einmal
schießen die Delfine zum Boot und hinterlassen eine
leuchtende Spur.
Sie schwimmen so schnell, dass sie gut zu sehen sind, da sie leuchten. Es ist unglaublich schön. Sie begleiten
uns fast eine halbe Stunde. Außerdem ist der Sternenhimmel ohne störendes Licht unglaublich. Gegen 04:00
Uhr bewölt es sich und der Wind wird weniger. Um 07:00 Uhr ist es dann wieder hell. Wir sind jetzt kurz vorm
Nazare-Graben. Hier verläuft ein tiefer Graben von mehreren 100 Metern bis zum Land hin. Am Vormittag
sehen wir eine Delfinschule nach der anderen, wir kommen aus dem Schauen gar nicht mehr raus! Gegen
Mittag wird aus der Bewölkung Nebel, der Gott sei Dank nicht zu dicht wird. Wir schalten vorsichtshalber das
Radar an, allerdings ist kein Schiff in der Nähe. Um halb sieben abends umrunden wir das Kap Raso und auf
einmal lichtet sich er Nebel und wir haben einen tollen Blick
auf Cascais und die Mündung des Rio Tejo. Wir fahren in die
Bucht vor der Marina Cascais und ankern. Am nächsten Tag ist
erstmal rumsandln angesagt. Am Tag drauf fahren wir die
6sm nach Oeiras in die Marina. Wir brauchen eine Dusche
und ein paar Lebensmittel, außerdem wollen wir am
nächsten Tag nach Lissabon fahren. Wir stehen früh auf (8
Uhr portugiesische Zeit, 9 Uhr unsere Zeit), die Nacht war
recht unruhig, da in den Bars und Restaurants direkt vor dem
Steg bis in der Früh Betrieb war. Wir laufen Richtung
Zugstation, dort
angekommen
stehen wir etwas
ratlos vor dem
Fahrkartenautomat. Wir werden gleich von einem Mann
angesprochen, ob wir Hilfe brauchen. Der Mann trägt ein
Marktkauf-Käppi. Ein Deutscher. Er erklärt uns wie das mit den
Fahrkarten läuft, etwas Smaltalk, dann geht´s weiter.
Wir kaufen die entsprechende Fahrkarte und fahren Richtungs
Lissabon. Wir schlendern durch die Stadt und überlegen noch, was
wir uns zuerst ansehen. Da kommt ein Tuk-Tuk vorbei, der Fahrer
fragt, ober wir Interesse an einer Führung haben, wir lehnen ab,
denken uns aber, dass es eine gute Idee gewesen wäre. An der
nächsten Kreuzung fährt das gleiche Tuk-Tuk wieder vorbei, der
Fahrer erkennt uns wieder und lacht. Wir fragen was eine Führungs
kostet und werden uns einig. James zeigt uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt und kann einiges erzählen.
Lange halten wir es in der Stadt nicht aus, es ist sehr heiß und wir freuen uns auf eine Abkühlung im Meer, also
fahren wir zurück. Die nächsten Tage verbringen wir mit Ausschlafen, Einkaufen, Boot waschen, im Meer
baden, Essen gehen, Sangria trinken. Hier kann man es gut
aushalten. Besonders ist auch der Service hier in der Marina, wir
bekommen jeden früh frische Semmeln. Zuerst dachten wir, das
wäre ein Irrtum, wissen jetzt aber, das gehört zum Service! Wir
freuen uns drüber. Mittwoch oder Donnerstag wollen wir weiter,
wir haben noch 2 Stationen bis zur Algarve.