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Frei wie der Wind
Juli 2016 | Biskaya - Ria de Cedeira (E) - La Coruna -  Laxe - Muxia - Muros - Bayona Dienstag, 12.07., 09:45 Uhr der Motor läuft und wir holen den Anker hoch. Wir waren jetzt insgesamt 6 Nächte in Camaret-sur-mer, um auf das passende Wetter für die Biskaya-Überquerung zu warten. Die Zeit haben wir u.a. mit einkaufen, Mittagsschlaf machen, eine kleine Wanderung ans Kap und Außenborder reparieren verbracht. Außerdem hatten wir für einen Abend Besuch aus der Heimat, was uns sehr gefreut hat. Naja und das EM-Halbfinale haben wir inmitten begeisterter Franzosen gesehen. Heute Nacht hat der Wind von SW auf NW gedreht, so wie es der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Für heute ist den ganzen Tag und die Nacht NW 15-20 Knoten angesagt, dann abschwächend am Dienstag und für Mittwoch drehend auf NO auch mit 15 und am Nachmittag mit 20 Knoten. D.h. das Wetterfenster für die 350 sm ist da! Also los geht´s. Am Vormittag müssen wir noch die Ile de Sein und die westliche Untiefe passieren und ab dem Nachmittag heißt es Kurs 210°, was für uns ein Halbwind-Kurs bedeutet, also ideal! Dann erwischt uns eine Schauerzelle mit Regen und Windböen bis zu 30 Knoten also 7 Beaufort. Am frühen Abend begleitet uns die erste Delfinschule mit bis zu 10 Tieren. Die Delfine spielen mit dem Boot und tauchen immer wieder unter dem Boot durch, um auf der anderen Seite wieder aufzutauchen und aus dem Wasser zu springen. Toll! Am Abend frischt der Wind konstant auf 6 Beaufort also auf über 22 Knoten auf. So geht es dann in die erste Nacht, die sehr ungemütlich wird. Denn zu den 6 Bft. kommen immer wieder Schauerzellen, in denen Böen mit 30 Knoten oder drüber stecken. Mittlerweile haben wir auch eine beachtliche Wellenhöhe von 2-3m erreicht. Unsere Windfahnensteuerung, die wir jetzt das erstemal richtig testen können, steuert bei diesen Bedingungen top. Als es dann dunkel wird, versuche ich etwas zu schlafen, was bei dem Knarren und Knarzen, dem Windgeheule und den heftigen Schiffsbewegungen schwer fällt, Hermann harrt im Cockpit aus. Da wir in der Nacht unverändert starken Wind und immer wieder Böen haben, verbringt er die Nacht im Cockpit. Als die Müdigkeit kommt, stellt er sich in 15 Minuten Abständen den Wecker. In der ersten Nacht sehen wir aus einiger Entfernung einen Segler der in Richtung N fährt und einen Tanker ebenfallt weit entfernt. Als es wieder hell wird, übernehme ich die Wache, damit Hermann etwas Schlaf bekommt. Der Wind ist unverändert stark. Und schon rauscht wieder eine Schauerzelle an. Man denkt es ist nur eine dunkle Wolke, aber es steckt soviel Energie darin. Die Böen erreichen 34 Knoten. Das Frühstück beschränkt sich auf einen Müsliriegel, ich koche heißen Tee, Appetit hat keiner von uns. Um 10:00 Uhr können wir unser erstes Etmal (Strecke pro 24h) festhalten: 154sm. Nicht schlecht, aber wir sind beide fix und fertig, abwechselnd legen wir uns schlafen. Wir hoffen beide, dass es nicht so weiter geht und wir fragen uns schon: “Warum machen wir das nochmal?”. Am Nachmittag nimmt der Wind aber auf 4 Bft. ab. Gegen Abend haben wir auch immer weniger Welle. Um 17:17 Uhr starten wir den Motor, da die Segel bei 3 Bft. nur noch schlagen. Ab 23:00 gehen wir 2-Stunden- Wachen. Wenn die Müdigkeit zu groß wird, stellen wir den Wecker alle 20 Minuten. Wir motoren die ganze Nacht. Wir können beide in der Freiwache gut schlafen, denn wir sind erschöpft, sodass uns der laute Motor nichts ausmacht. Zwischen 2 und 6 Uhr ist es gespenstisch dunkel, der Mond ist untergegangen. Wir haben in dieser Nacht kein Schiff gesehen, keine Lichter. Wir sind ganz alleine hier draußen. Um 08:00 Uhr machen wir Frühstück, was uns beiden auch wieder schmeckt! Der Wind kommt jetzt aus NO und ab 09:00 Uhr können wir bei 4 Bft. auch wieder segeln. Und auch heute besuchen uns wieder Delfine! Aus der Weite sehen wir 2 Wale, aufgefallen sind sie uns durch die Wasserfontainen, die sie in die Luft blasen. Der Tag vergeht rasch und wir machen gut Strecke. Am frühen Nachmittag sehen wir dann Land! Je näher wir an die Küste herankommen, umso mehr frischt der Wind auf. Hier bläßt der Wind um das Kap Ortegal herum, sodass wir am Nachmittag wieder 5 Bft. mit Böen bis 30 Knoten haben. Zum Glück haben wir rechtzeitig Vorsegel und Großsegel gerefft. Vom Land kommen Fallböen herunter, die es in sich haben. Wir veruschen so schnell wie möglich in Landabdeckung zu kommen. Unser Ziel ist die Bucht bzw. Ria de Cedeira. Kurz bevor wir hineinfahren, sehen wir eine Flosse so ca. 100m vom Boot weg aus dem Wasser herausragen. Wir vermuten es ist ein Hai, das Tier ist ziemlich groß und hat eine abgeschrägt Flosse. Als wir in die Bucht fahren, wird die See deutlich ruhiger und der Wind läßt nach, wir suchen uns einen Ankerplatz. Wir versuchen es 3 mal bis dann beim 4 mal der Anker endlich hält. Der Abend ist kurz, da wir früh ins Bett fallen. Vorher wird der Ankeralarm aktiviert, der uns in dieser Nacht mehrmals aus dem Bett schmeißt. In die Bucht kommen Fallböen mit 20- 30 Knoten, aber der Anker hält. Am nächsten Tag wird erstmal ausgiebig gefrühstückt, dann aufgeräumt und ausgeruht. Am Nachmittag wird das Dingi klar gemacht, um das erstemal in Spanien an Land zu gehen. Wir werden von einem sehr netten Hafenmeister empfangen, der uns alles zeigt. Dann machen wir einen Spaziergang durchs Dorf und kaufen ein paar Lebensmittel ein. Hier in Spanien ist es wieder deutlich billiger als in Frankreich und das Angebot ist riesig. Auch die nächste Nacht vor Anker ist nicht viel ruhiger, die Böen sind zwar nicht mehr so stark aber es ist trotzdem noch sehr unruhig in der Bucht. Da der Wind passt und wir uns auf eine ruhige Nacht im Hafen freuen, fahren wir am nächsten Tag Richtung La Coruna weiter, wo wir um 17:00 Uhr nach einem ruhigen Segeltag in der Marina Coruna festmachen. Das Wetter ist heute sehr sonnig und wir haben 25°C, die nächsten Tage sollen noch wärmer werden. Endlich Sommer! Wir erholen uns erstmal, dann wird das Schiff vom Salz befreit und noch ein paar Lebensmittel eingekauft. Bei einem Yachtzubehörladen werden ein paar Dinge gekauft. Wir genießen die Wärme und das spanische Leben und Essen. Hier in Spanien bekommen wir auch unsere leere Gasflasche gefüllt, was uns in ganz Frankreich nicht gelungen ist. Die Vorräte sind aufgestockt, die Wettervorhersage passt, d.h. nach 4 Nächten in La Coruna geht´s weiter Richtung Westen in die Ria de Corme y Laxe. Da SW- Wind angesagt ist, ankern wir in Laxe hinterm Wellenbrecher. Es wird ein ruhige Nacht vor Anker. Am nächsten Tag ist wenig Wind angesagt, wir fahren trotzdem weiter Richtung Muxia, das in der Ria de Camarinas liegt. Der Yachthafen ist fast leer, obwohl Hochsaison ist, wir können uns das nicht wirklich erklären, da das Dorf wirklich schön ist, einige Bars und Restaurants hat und 1 Kirche direkt an den Klippen und einen kleinen Berg von dem man einen tollen Ausblick auf das Dorf hat. Heute wollen wir um das Kap Finisterre fahren. Als wir aus dem Hafen fahren, ist noch Nebel, der sich allerdings nach 2 Stunden verzogen hat. Wir segeln gemütlich bei N3-4 Raumschots-Kurs. Die Einfahrt in die Ria de Muros wird stürmisch. Der Wind frischt nochmal deutlich auf. Wir fahren gegen Wind und Welle in die Bucht, um 18:00 Uhr erreichen wir den Hafen und machen fest. Den ersten Tag verbringen wir ganz gemütlich mit Nichtstun. Am Sonntag sind wir mit dem Bus nach Santiago de Compostela gefahren und haben uns die Stadt angesehen. Am Montag geht es mit einem längeren Schlag bei schönstem Sommerwetter Richtung Bayona und somit zur letzten Station vor Portugal. Uns hat Galicien sehr gut gefallen. Man kann Ankern oder in einen Hafen fahren. Die Dörfer sind sehr schön mit den alten Steinhäusern. Es gibt viele Bars und Restaurantes, die Tapas anbieten und Supermärkte. Also alles was man braucht. Außerdem gibt es hier keinen Massentourismus, es ist alles sehr ursprünglich.
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