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Frei wie der Wind
Juli 2018 | Lauwersoog (NL) - nach Hause (Barth) 2 Tage Erholung und warten auf gutes Wetter  Seit Sonntag 08.07. sind wir in Lauwersoog. Nachdem wir am Montag ausgeschlafen haben, checken wir das Wetter. Heute und morgen soll es N 4-5 Bft mit Böen bis 7 geben. Am Mittwoch wird der Wind weniger N 3-4 Bft. Wir fassen Mittwoch zum Weiterfahren ins Auge. Wir wollen noch ein paar Dinge einkaufen und suchen einen Supermarkt. Das Dorf besteht aus versch. Camper-Möglichkeiten, Hafen, Marina und Ferienhäusern, es gibt in Laufweite nur einen kleinen und teuren Supermarkt mit kleinem Sortiment für die Camper und Bootsleute. Wir kaufen das Nötigste. Bei einem Spaziergang schauen wir über den Deich. Wir sehen die Insel Schiermonnikoog und können das Fahrwasser sehen, entlang dessen man durch die Waddensee wieder in die Nordsee gelangt. Die Abfahrtszeit am Mittwoch will auch geplant sein. Für das Stück durch die Waddensee wollen wir möglichst wenig Strom haben damit die See ruhiger ist und wir wenig Versatz haben. Um außerdem möglichst viel Wasser unterm Kiel zu haben, wollen wir vor Hochwasser fahren. In Cuxhaven wollen wir mit auflaufendem Wasser ankommen, um mit dem Strom nach Brunsbüttel zu fahren. Das Wälzen der Handbücher ergibt eine Abfahrtszeit von 0800Uhr. Am letzten abend suchen wir uns ein Fischrestaurant im Hafen aus. Fisch bekommt man hier allerdings nur frittiert mit Pommes, Mayo und Remoulade. Der Hunger treibts rein aber unser Ding ist es nicht.  Aufbruch in Lauwersoog - nächster Stop Brunsbüttel Um kurz nach acht werfen wir die Leinen los. Wir fahren in die Schleuse und schon sind wir wieder in der Nordsee. Wir folgen dem Fahrwasser, denn links und rechts davon gibt es Sandflächen die trocken fallen. Wir brauchen 2,5 Std. bis zum Ende des Fahrwasser und bis wir wieder einigermaßen tiefes Wasser von ca. 15m erreicht haben und Segel setzen. Wir fahren 60° am Wind und laufen mit 5kn dahin. Ab und zu wird der Wind böiger, sodass wir ein Reff ins Groß machen. Ab dem Nachmittag haben wir den Strom mit uns und machen 7,5 bis 8kn Fahrt, das ist absoluter Geschwindigkeitsrekord für unsere Freedom. Wir fahren an den niederländischen Inseln vorbei, kreuzen dann das Fahrwasser zur Ems und sind damit wieder in Deutschland angekommen. Querab von uns ist Borkum die erste deutsche Ostfrieseninsel. Wir schalten das Radion an, es wird wieder deutsch gesprochen auch der UKW-Funkverkehr wird auf deutsch abgewickelt! Bevor es dunkel wird, queren wir die Fahrwasser nach Willhelmshaven und Bremerhaven und segeln durch die Ankerlieger auf Reede. An unserem Wegpunkt vor Cuxhaven treffen wir wegen der Rauschefahrt 6 Stunden zu früh ein. Wir fahren ins Fahrwasser der Elbe Richtung Cuxhaven und bald macht sich der Gegenstrom bemerkbar, sodass wir nur noch 3kn Fahrt machen. Hier ist richtig was los auch mitten in der Nacht. Es gibt viele Lichtquellen, die Kunst ist, die relevanten auszumachen. Wir hangeln uns entlang der grünen Fahrwassertonnen und halten uns nah am Rand. Um 0400Uhr dämmert es schon wieder allerdings ist der Strom noch stärker geworden, wir machen nur noch knapp 2kn Fahrt. Den Hafen von Cuxhaven passieren wir gegen 0730Uhr. Gegen 1000Uhr können wir die kleine Schleuse in Brunsbüttel schon sehen, auch dass einige Sportboote im Wartebereich liegen. Wir müssen nur noch das Fahrwasser queren um zum Wartebereich zu kommen. Leichter gesagt als getan, wir warten noch darauf, dass uns ein riesiges Containerschiff passiert. Als wir fast im Warteberiech ankommen, springt das Signal auf ein weißes Licht, d.h. für Sportboote ist die Einfahrt erlaubt. So geben wir Gas um noch mit in die Schleuse zu kommen. Die Eile war umsonst, wir warten 20min bis die Schleusentore zugehen, die gesamte Schleuse ist voll mit Sportbooten. Um kurz vor halb elf fahren wir aus der Schleuse und freuen uns im Nord-Ostsee -Kanal zu sein. Wir entledigen uns erstmal unserer Bekleidungsschichten. Gefühlt ist die Temperatur um 10°C gestiegen. Der Konvoi aus Sportbooten macht sich auf die knapp 100km lange Strecke. Die Fahrt ist relativ unspektakulär aber trotzdem schön. Der Kanal ist deutlich breiter als die Kanäle in den Niederlanden. Es sind viele Segler in beide Richtungen unterwegs und ab und zu kommt ein großes Schiff. Wir fahren zeitweise ganz alleine. Die Sonne scheint, einmal gibt es einen kleinen Schauer. Wir versuchen so viel Strecke wie möglich zu schaffen, denn wir wollen am Sonntag “zu Hause” sein. Um halb acht abends sind wir müde und fahren bei Kilometer 85 in den Flemhuder See. Der erste Teil des Sees darf befahren werden und ist als Reed ausgewiesen. Es liegen schon 6 Boote dort und wir ankern dazwischen. Ein idyllisches Fleckchen ist das hier. Sobald die Sonne hinter den Bäumen verschwindet geht´s in die Koje. Durch den NOK bis Großenbrode Wir hatten eine absolut ruhige Nacht vor Anker und genießen das Frühstück in dieser schönen und friedlichen Umgebung. Kurz vor neun geht es die restlichen 9km am Kanal entlang bis wir nach Kiel kommen. Vor der Schleuse gibt es auf der linken Seite einen Steg, an dem man die Passage an einem Automaten bezahlen kann. Für unser Schiff sind es 18,00Euro. Wir haben Glück, dass gerade ein großes Schiff aus einer Schleuse herausfährt, sodass wir gleich drauf das Signal zum Einfahren bekommen. Um elf Uhr fahren wir aus der Schleuse und sind wieder in unserem “Heimrevier” der Ostsee. Wir fahren die Kieler Förde hinauf, setzen Segel und stecken den Kurs nach Fehman ab. Zuerst muss der Motor noch mitschieben am nachmittag können wir segeln. Die Sonne scheint, keine Welle, der Wind aus NW mit 3 Bft., ein Traum. Als wir in die Nähe der Fehman-Brücke kommen, haben wir etwas Strom mit uns, sodass wir gut Fahrt machen. Die Brücke hat 22m Durchfahrtshöhe, was für uns locker reicht. Wir fahren entlang des Fahrwassers hindurch. Dann drehen wir ab nach Großenbrode, dafür müssen wir anluven, der Wind hat weiter aufgefrischt, sodass wir gut Schräglage haben und mit 7kn Richtung Großenbrode rauschen. Wir fahren in den Binnensee und lassen unseren Anker geschützt hinter der Marinamauer fallen. Es gibt ein schnelles Abendessen dann geht´s in die Koje. Denn am nächsten Tag klingelt der Wecker um halb 5. Wir wollen heute ca. 70sm reißen. Großenbrode bis Barhöft - vorletzte Etappe Um kurz vor 5 starten wir den Motor, holen den Anker hoch und fahren aus dem See. Wir setzen Segel und fahren einen Raumschotskurs mit Wind aus NW und 4 Bft. Um kurz vor neun hören wir auf UKW eine Dringlichkeitsmeldung von Rescue Bremen, der Seenotrettungsleitstelle. Eine Yacht wird vermißt. Die Beschreibung ist sehr wage. Die Seenotleitstelle funkt viele Schiffe an, um das Gebiet nach der Yacht abzusuchen, auch der Seenotrettungskreuzer, der in Großenbrode stationiert ist, rückt aus. Nach ca. 3 Std. der Suche wir die Yacht tatsächlich gefunden. Wir machen gut Strecke, mittlerweile kommt der Wind direkt von hinten, wir baumen die Fok aus und fahren Schmetterling. Es kommen Erinnerungen an die Atlantiküberquerung von Ost nach West hoch, wo wir die meiste Zeit so gefahren sind. Der Wind wird am Nachmittag stärker aber alles noch im Rahmen. Der Himmel ist den ganzen Tag schon bedeckt und wir stecken in voller Montur. Um 1800 Uhr fahren wir das Fahrwasser zwischen Hiddensee und dem Festland Richtung Bodden. Wir bergen die Segel und ankern vor Barhöft unserem heutigen Ziel.  Wir hatten heute einen wunderschönen Segeltag und haben in 13 Std. 77sm geschafft. Von Barhöft bis nach Barth unserem Heimathafen sind es nur noch 15sm, mit diesem Wissen gehen wir beruhigt schlafen. Am nächsten Tag frühstücken wir gemütlich und bereiten uns seelisch auf unsere Ankunft vor. Wir werden um 15Uhr erwartet. Um kurz vor zwölf machen wir uns auf die letzten 15sm. Wir fahren unter Motor das Fahrwasser im Barther Bodden Richtung Barth. Wir sind aufgeregt und freuen uns endlich anzukommen. Kurz vor 1500Uhr erreichen wir den Hafen. Nach 790Tagen unterwegs sind wir wieder “zu Hause”! Unsere Familie empfängt uns mit bayrischer Fahne und einigen Schmankerln im Gepäck. Wie geht es für uns weiter... Das Schiff soll die nächsten Tage aus dem Wasser kommen und für den Rest des Jahres an Land stehen. Wir versuchen uns wieder ins Landleben zu integrieren. Noch haben wir ein wenig Zeit bis uns der Alltag, wenn ich am 01.08. wieder anfange zu arbeiten, einholt.